Death Valley

Aus dem kleinen Tischlautsprecher dröhnt „A look around“ by Limp Bizkit. Dann „I disappear“, by Metallica. Dazwischen das Klirren zweier aufeinanderprallender Bierflaschen.

Cheers!

Zwei jung aussehende Gestalten bangen die Köpfe im Takt. Haare fliegen. Die Musik peitscht. Die Klimaanlage surrt mit der Musikanlage um die Wette. Das Aussenthermometer zeigt 44 Grad. Im scheinbar eigens dafür geschaffenen Schatten.

Um den Camper lungert eine seltsam anmutende Bikerfigur. Blickt jetzt geradewegs durch die Frontscheibe auf die beiden. Verzieht keine Miene. Die Fäuste fliegen. Durch die Luft, im gegenseitigen Air-Drummer und Shaker-Wettbewerb. Die zwei Gestalten auf der Camperbank am Campertisch halten mit einem Schlag inne. Lugen misstrauisch nach draussen. Sie haben sich hier drin verschanzt. Warten. Warten auf bessere Zeiten. Warten auf den Abend, auf Abkühlung. Auf die Sterne und die Milchstrasse, die hier in der Wüste so sagenhaft zu sehen sein soll. Warten in der Hitze des Death Valley. Warten schon seit Stunden. Es wird und wird nicht kühler. Draussen sitzt im spärlichen Schatten eines der mageren kleinen Büsche ein Raabe. Auch er sitzt schon lange dort. Will seinen Schattenplatz in Stovepipe Wells wohl nicht preisgeben. Der Camper steht auf einem Kiesplatz in der prallen Sonne. Die grössten Schatten werfen ein paar Steine und Büsche. Es fliesst Schweiss. Aus dem Lautsprecher schreien schon wieder die Foo Fighters.

Das flaue Gefühl im Magen verflüchigt sich mit dem Anblick des dem Biker hintendreintrippelnden, gepflegten Püddelchens. In der Zwischenzeit ist der Typ mal wieder an den Gestalten vorbeigezogen – diesmal in der obligaten Pickup Kutsche mit sorgfältig coiffierter Frau und Puddel auf dem Nebensitz. What U Lookin’ At? Uncle Kracker.

Die eine der zwei Gestalten steht auf, bewaffnet sich mit einem grossrohrigen Fotoapparat und schreitet nach draussen. Entschlossen, den nächsten Sonnenuntergang zu erschiessen. Mastering the wild wild West.

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