– Schaffen wir das? Es ist schon 16:20.
– Um 8 wird es dunkel.
– Das heisst, wir müssten spätestens um 18:30 oben wieder ablaufen.
– Ja, ich weiss. Aber auf dem Glacier Point soll die Aussicht einfach der Hammer sein. Und dann das ganze noch im Abendlicht…
– Ja, schon. aber 900 Meter hoch und dann auch gleich noch 7.5 Kilometer weit…
– Im schlimmsten Fall wird es beim Runterlaufen dunkel.
– Und es hat hier Bären. Und möglicherweise jede Menge andere Tiere, die ich nicht kenne.
– Hast du eine Taschenlampe?
– Nein.
– Egal. Let’s do it.
Das war am Montag nachmittag, nach unserer Ankunft im Yosemite National Park. Bei der Anmeldung wurden wir als erstes vor den Bären im Park gewarnt und informiert, dass beim Wandern ein Kompass unabkömmlich sei. Aha aha. Die Wanderwege sind wohl etwas rudimentärer als bei uns… Wird ja spannend. Wir parkten also unser Möbel, das wir stolz durch die enge, kurvige Strasse (jaja, die Kutsche war tatsächlich manchmal breiter als die Fahrspur – allen Legenden von endlos breiten Strassen in A zum Trotz) die Sierra Nevada hoch in den Park navigiert haben, packten eiligst ein paar Sachen und schnürten die Wanderschuhe.
In eiligen Schritten losmarschiert, mit knapper Ahnung, welche der aufragenden Steilwände wir eigentlich erklimmen wollten und einem äusserst approximativen Entwurf von Karte, dafür bewaffnet mit umso mehr Gipfelstürmer-Entschlossenheit. Die erste Viertelstunde sind wir zwar in etwas falscher Richtung, danach aber zielstrebig in tapferer Peter-und-Heidi-Manier unnachgiebig und gipfelhungrig stetig nach oben gewandert, in der Hoffnung, dass wir bis 18:00 doch immerhin gut die Hälfte des Ziels erreichen möchten.
Und ja, natürlich haben wir’s geschafft. Nein, nicht die Hälfte, sondern den Gipfel. Jawohll, den Gipfel.
High five!!!
Kick-ass awesome.
Und der Erobererblick schweift über das wilde Bergtal, hinüber zu den steilabfallenden, mächtigen Felswänden in der Abendsonne, hinunter auf die Zeltgruppe und die kleinen Hüttchen, die sich dem Fluss entlangschmiegen.
Dann hinter und neben uns, auf all die andern Gipfelstürmer die in voller Wandermontour oder lässig in Flipflops den Ausblick geniessen. All jene, die den Berg mit dem Auto bezwungen haben. Ganze acht Personen sind uns auf unserem Aufstieg entgegengekommen. Eine einzige haben wir auf dem Weg überholt.
So, jetzt gebührend staunen, Föteli machen und vor allem warm anziehen und die wenige Wegzehrung eiligst verputzen. Dann wieder los, auf den Abstieg.
Jaja, natürlich kam die Dämmerung früher, als erwartet. Also doppelt so schnell. Die letzte Hälft rennend, den letzten Drittel im Dunkeln durch den Wald gehend, kamen wir unten im Tal an. Mmmhm, wie romatisch. Händchen haltend und sterneguckend. Hui, das Waldstück ist aber verdammt lang. Hast du das auch gehört? und was macht der da vorne mit der Taschenlampe? Kommt der auf uns zu? Nach kurzer Fahrt im Shuttlebus: Zuhause. Stolz. Mit einem Bärenhunger. Kein Wunder, hat sich keines der Biester an uns herangetraut.





