Hurtigruten: Tag 7

Vor der Schengengrenze

Vor der Schengengrenze

Wir erreichen Kirkenes auf 69°N 30°E. Das Dorf hat etwa 5000 Einwohner und begrüsst uns mit 2°C, Regen und Wind. Die Frisur hält – unter unseren norwegischen Strickmützen. Wir ziehen alles an, was wir haben. Stefan zählt sieben Schichten.

Heutiges Ziel: Kurze Tour mit dem Quad. Guide Olaf verteilt gefütterte Ganzkörperanzüge. Wir sehen aus wie kleine Teletubbie-Astronauten. Olaf stellt sich breitbeinig vor uns hin und erklärt die Regeln. Dann setzt er sich auf einen Quad und zeigt, wie man das Gefährt zu fahren hat. Gasknopf, Bremse, Blinker. Mehr ist da nicht. Prima. Stefan fährt und los geht’s, zur russischen Grenze.

Ein Zaun, ein norwegischer (gelb) und ein russischer (rot-grün) Grenzpfosten. Schengengrenze. Zwischen Zaun und Grenze ist eine Pufferzone, in die Zivilisten keinen Zugang haben. Fotografieren ist erlaubt, solange auf dem Foto keine militärischen Installationen oder Personen drauf sind, man kein Stativ und kein Zoom-Objektiv mit mehr als 200mm Brennweite verwendet. Die Wachtürme sind einigermassen diskret ins Gelände integriert, auf einem Hügel und erstaunlich weit weg von der Grenze positioniert. Schilder, die erklären, dass man auf keinen Fall die Grenze übertreten darf. Es ist nicht erlaubt, Dinge über die Grenze zu werfen oder in irgendeiner Form mit Menschen auf der anderen Seite in Kontakt zu treten. Wenn auf der anderen Seite ein Grenzsoldat stehen sollte, dürften wir ihn nicht grüssen. Olaf betont die guten Beziehungen, die die Einwohner von Kirkenes mit den russischen Nachbarn pflegen. Er selbst hat ein Visum, das ihm erlaubt, sich bis zu einer gewissen Anzahl Kilometer von der Norwegischen Grenze in Russland zu bewegen.

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Hurtigruten: Tag 9 – abend

Das Fischerdorf Henningsvær

Das Fischerdorf Henningsvær

Die Lofoten kommen in Sicht. Wir steigen um und schauen uns die Inseln zum zweiten Mal vom Bus aus an. Diesmal bei strahlendem Sonnenschein und Abendlicht. Wir fahren zum Fischerdorf Honningsvaeg, das auf einer Inselgruppe südlich von Svolvaer liegt.

Hier faszinieren uns hauptsächlich die Stockfische. Ganze Kabeljaus sind in grosser Anzahl auf zahlreichen Gestellen an den Dorfrändern zum Trocknen aufgehängt. Der Fisch benötigt einige Wochen und ein trockenes, kaltes Klima mit viel Wind, um zu trocknen. Wir entdecken mehr aufgehängten Fisch in den Gärten auf Wäscheleinen, auf der Veranda und einmal sogar unter dem Fenster. Ziemlich erstaunlich – für unsere Nasen stinkt der Fisch, zum Himmel oder wohin der Wind gerade weht. Für Norweger soll das allerdings ein Sonntagsschmaus und koste gut und gerne 40 Franken das Kilo. So konservierter Fisch sei 10 Jahre haltbar, dann soll er auch nicht mehr riechen.

Etwas weiter sehen wir Gestelle mit zum Trocknen aufgehängten Fischköpfen. Schüler schneiden die Zungen aus den Köpfen. Die Zungen werden zum Verzehr verkauft, die getrockneten Köpfe später nach Afrika exportiert (beliebte Fischsuppenzutat) oder zu Fischmehl verarbeitet.

Wir fahren weiter, vorbei an wunderschönen kleinen Sandstränden. Den Stockfisch überlassen wir gerne den Einheimischen.

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Hurtigruten: Tag 9

Flesnes-Refsnes Fähre

Flesnes-Refsnes Fähre

Montag morgen. Nach nur wenigen Stunden Schlaf ächzen wir uns aus der Kabine. Sonne überall, kein Wölkchen am Himmel. Busfahrt durch die Vesteralen. Herrlich klare Sicht und spektakuläre Berge, Fiorde, Städtchen. Eine kurze Messe in einer Kirche aus dem 14 Jahrhundert.

Museum zur Geschichte der Vesteralen. Fischerei, Handel, Konflikte und Leben zur Zeit der Wikinger. Christianisierung und Weltkrieg. Speer und Pfeilspitzen aus Stein, Schwertklingen aus Bronze, Webereiwerkzeug, Schmuck, Olaf der Heilige, die Pest, Bomben und eine alte Behausung mit torfisoliertem Mauerwerk.

Überfahrt mit der Fähre, die Sicht auf den Fjord noch versüsst mit Käse aus caramelisierter Schafsmilch auf weichen Waffeln. Berge steigen aus dem dunkelblau glitzernden Meer, Schnee bis weit hinunter, gleissend in der Sonne. Kitschig. Wir geniessen in vollen Zügen. Königin Sonja soll sich übrigens regelmässig auf den Vesteralen aufhalten. Continue reading

Hurtigruten: Tag 8

Sonntag, 5.00 früh. Durch die Luke scheint graublaues Licht, genauso, wie vier Uhr nachmittags oder 11 Uhr abends am Vortag. Stefan ist schon in der Dusche, und das vor mir! Es klopft an der Tür, ich schnapp mir aus dem Bett heraus die Türfalle. Die Tür schwingt auf. Nichts geschieht. Etwas verdattert hieve ich den Oberkörper zur Hälfte aus dem Bett und luge um die Tür. Draussen steht nicht wie erwartet Stefan sondern ein Besatzungsmitglied, der von Kabine zu Kabine geht, um die Passagiere zu wecken. Huch. Zum Glück noch ein T-shirt über. Damit konnte man ja nicht rechnen.

Um 5.30 geht’s los mit dem Bus zum Nordkapp. Unterwegs Rentiere gesehen und vom Tourguide gelernt, dass diese Röhrchenhaare haben, die dank dem Lufteinschluss so isolierend sind, dass die Rentiere den Winter weiter landeinwärts bei minus 40°C verbringen können.

Am Nordkapp dann, trotz grauem Wetter, relativ gute Sicht. Ein spektakulärer Blick durch den weltberühmten Globus hindurch, über die Klippe hinunter aufs Meer. Einige Sonnenstrahlen kämpfen sich durch die Wolken. Nach reichhaltigem Frühstück auf 70.51 41 N, kurzer Sprint nach draussen, Fotos knipsen, mit halbgefrorenen Fingern ein paar Portale einnehmen und ab in den nicht überheizten Bus.
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Iowa

John Wayne Statue

John Wayne Statue

Eeeeeeeeey ab in den Osten.
Der Sonne hinterher, ey joh was geht
Der Sonne hinterher, ey joh was geht

Oder so ähnlich. Im gegensatz zu Omaha soll das Wetter in Richtung Chicago besser sein. Die nette Frau im Iowa Visitor Center versorgt mich mit einer Karte von Iowa (die gibt es an jedem Visitor Center für den jeweiligen Staat) und ein paar Vorschlägen was man so anschauen könnte. Wenn sie auch meint dass es über die Schweiz nichts zu sehen gibt (als ob ich mich im Moment für die Schweiz interessieren würde). Ich entscheide mich dann, das Dänische Festival in Elk Horn links liegen zu lassen (was wollen diese ganzen Europäer überhaupt hier) und fahre direkt nach Winterset, wo dieses Wochenende ein John Wayne Festival statt findet. Cowboyfilme (jawoll: Cowboyfilme :P) mag schliesslich jeder. Derselbe wurde am 26. Mai 1907 als Marion Robert Morrison in Winterset geboren und hat mit seinen Eltern 3 Jahre dort gelebt. Die grosse Sause habe ich leider verpasst, so wäre am Freitag ein Rodeo sowie eine Western Swing Veranstaltung und am Samstag Vormittag ein 5 Meilen Lauf zu ehren von John Wayne gewesen. Nach dem essen gab es dann noch das eine oder andere Bierchen (Goose Island 312 Urban Pale Ale).

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Omaha

SAC Logo

SAC Logo

Mit allem ausgerüstet bin ich bereit, Omaha zu erkunden. Nach Studuim eines Prospekts mit den Attraktionen der Umgebung (mein Reiseführer geht leider nicht bis nach  Iowa) sehe ich 3 Möglichkeiten: Das Strategic Air & Space Command Museum, das Commemorative Air Force – Great Plains Wing Museum sowie das Union Pacific Railroad Museum. Nach Rücksprach mit El entscheide ich mich für die moderneren Flieger. Nach einem (ungeplantent) Zwischenstop in einem Outlet (ich wollte eigentlich nur meine Karte konsultieren, hat sich aber gelohnt), komme ich kurz nach Mittag in Ashland an.

Meinen ersten Dopaminschub habe ich bereits beim Betreten der Eingangshalle. Sobald man diese Betritt, steht man Auge in Auge mit einer SR-71 Blackbird, meinem Lieblingsflieger aus Kindheitstagen. Das Museum war früher auf einer Airforce Base in der Nähe untergebracht, musste aber aus Platzmangel umziehen. Warum das so ist, merke ich ziemlich schnell nach meiner Ankunft. Das Museum selbst besteht aus 2 Riesigen Hangars, welche vollgestopft mit unterschiedlichen Fliegern des Strategic Air Commands (SAC) und des Space Programms wie z.B eines X-38 Prototypen. Das SAC wurde im kalten Krieg gegründet um eine Streitkraft zu haben welche Rund um die Uhr (ist halt nicht die Schweizer Luftwaffe) innerhalb kürzester Zeit jedes beliebige Ziel der Welt Bombardieren kann. Natürlich mit Hauptaugenmerk auf die ehemalige UDSSR. Nach dem Verlassen des Museums merke ich, das 1. die Sonne scheint und 2. dass ich gut 3 Stunden drinnen verbracht habe.

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When it rains, it pours

Broooooom

Meine Auto für die nächsten 3 Wochen

Diese folgenden Ereignisste finden in Echtzeit am 19.05.2014 und ein bisschen danach statt (sind hier aber aus lesbarkeitsgründen abgekürzt dokumentiert).
05:00 MESZ Mein Wecker schrillt, ein kurzes Frühstück, fertig packein und schon bin ich auf dem Weg in die USA.

06:30 MESZ Schon auf meinem Weg zum Flughafen erreicht mich eine Nachricht von American Airlines: Der Flug(?) startet um 15:00. Nach einem kurzen Check meines Flugplans stelle ich fest, dasse  es mein Flug nach Chicago sein muss. Toll! 2 Stunden verspätung bedeutet 30 Minuten für TSA und US Customs. Das könnte knapp werden. Optimistisch wie ich bin, schlafe ich noch ein wenig bis Zürich und Checke ein.
11:44 GMT In London bestätigt sich meine Befürchtung, der Flug hat Verspätung. Gemäss Auskunft des Ticketschalters holt der Flieger die Zeit vielleicht auf.
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Tribal Wonderland

Monument Valley

Monument Valley

Nach den letzten Abstecher nach Norden war es nun definitiv Zeit, in den Süden aufzubrechen mit ein paar kurzen Abstechern unter anderem ins “World famous Hole n”Rock“, einer Touristenfalle die früher ein in den Fels gesprenges Diner mit angesprengter (450m2 grosser) Wohnung war. Die Wohnung selbst war eindrucksvoll, die Führung leider etwas dürftig.

Im Monument Valley angekommen, hiess es dann als erstes Klimanlage einschalten und auf gutes Licht warten. Die Hoffnung auf eine kleine Tour im Monument Valley bei Sonnenuntergang wurde uns jedoch erst mal genommen. Um trotzdem noch ein paar Shots DER Westernszenerie zu kriegen gings dann stattdessen mit unserem RV in den Monument Valley Tribal Park, wo unser Puls gleich beim Parkieren hochschnellte: Continue reading

Von Bögen und Täler: Arches und Canyonlands

Unerwartet hoch türmte sich der erste Bogen bereits bei der Anreise nach Moab direkt am Highway auf: Der Wilson Arch. Wir kraxelten bei Abendlicht etwa 50 Meter hoch zum unteren Teil des Bogens und bestaunten die in rotem Sandstein entstandene Formation. Wir übernachteten in Moab, das kleine Ferienmekka zwischen den beiden Nationalparks Arches und Canyonlands.

Double Arch

Double Arch

Am nächsten Morgen verzögerte unser ausgedehntes Frühstück mit frischen Waffeln den Tag etwas, dafür entschieden wir uns gleich für eine längere Wanderung im Devils Garden (Teufelsgarten). Der Weg zum etwas weniger besuchten „Private Arche“ führte durch Sand und über Sandgestein quer durch die Wüste. Zurück ging es über die normale Touristenmeile, vorbei am Double Arche und Landscape Arche, zwei respektive drei sehr beeindruckende Bögen. X-Meilen und Wasserflaschen später kamen wir erschöpft wieder beim RV an. Continue reading

Mesa Verde – Geschichtslektionen

Cliff Palace

Cliff Palace

Mesa Verde (oder Misa Verdi wies die Einheimischen aussprechen). Endlich ein Park ohne blöde Natur, sondern mit echten Indianer Ruinen! Natürlich hatte die Natur auch bei der Besiedlung dieser Wilden Klifflandschaft ihre Hände im Spiel, doch dazu später.

Nach der Fahr vom Eingang des National Parks bis zum Zeltplatz waren wir beide von der Umgebung so hingerissen, dass wir beschlossen aus der einen Nacht die wir reserviert hatten zwei zu machen. Bei unserem Zuhause für die nächsten zwei Tage wurden wir dann auch schon von unseren Nachbarn begrüsst, welche schüchtern aus dem Gebüsch lugten und uns misstrauisch beäugten. Davon liessen wir uns natürlich nicht beeindrucken und schmissen den Grill an, um uns unser 900g Steack zu braten und anschliessend bei (mal wieder) klirrender kälte ein paar Fotos vom wunderschönen Sternenhimmel zu schiessen. Dementsprechen spät gings dann am nächsten Morgen ins Herzen des Parks, zum Visitorcenter um uns zu Informieren. Entsprechend unserer Antwort auf die Frage was wir denn machen möchten (soviel wie möglich) bekamen wir jeweils zwei Tickets für die Touren fürs “Balcony House” sowie für das “Cliff Palace” in die Hand gedrückt. Nach unseren Üblichen Problmen wenns eilt (Sonnencreme Spray und Rauchmelder mögen sich anscheinen nicht so wirklich) Standen wir dann doch Pünktlich bereit. Zwischen kraxelpartien (faszinierend, wie die ursprünglichen Bewohner da runter gekommen sind) gabs interessante Infos über die Geschichte der Cliff Dwellings. Continue reading